Virtual Medical Lounge: erster medizinischer Austausch Taizhou-Hanau

"United we shall overcome" - dieses Motto und der Aufruf zur gegenseitigen Hilfe und Unterstützung ist seit Beginn der allgegenwärtigen COVID-Pandemie ein wichtiger Wegbegleiter in der Kooperation mit unseren Freunden aus Taizhou. Das dies nicht nur eine leere Worthülse ist, belegen die intensiven Austausche zwischen Taizhou und Hanau nicht nur in der akuten Krise sondern auch schon weit davor. Bereits Mitte 2019 begannen Planungen für eine engere und intensivere Zusammenarbeit auf medizinischem Sektor. Unter Federführung von Jürgen Scheuermann und PD Dr. med. Axel Eickhoff war der Besuch eine chinesischen Delegation von Ärzten aus dem Enze Major General Hospital für Anfang Februar 2020 geplant. Während in Europa und Deutschland zu der Zeit noch niemand das Ausmaß der drohenden Pandemie abschätzen konnte, befand sich unsere Partnerstadt nach Aussage von Dr. Zhu Jiansheng, Vizepräsident des Ärztezentrums Taizhou Enze bereits im Ausnahmezustand und der Besuch unserer chinesischen Freunde musste kurzfristig abgesagt werden. Der enge medizinische Kontakt wurde gleichwohl, gerade in der Hochphase der Pandemie, weiter intensiviert und mündete in gegenseitigen Hilfslieferungen von Schutzmasken und Desinfektionsmitteln sowie Geldspenden.

Die Ärzte und insbesondere die akut beteiligten Fachdisziplinen Infektiologie, Pneumologie, Intensivmedizin und Chirurgie tauschten sich auf wissenschaftlicher Ebene aus, unterliegt doch die Therapie der COVID-Infektion einem raschen dynamischen Prozeß. Was lag also näher, als die kurzfristige Organisation eines virtuellen online meeting, zum medizinischen Erfahrungsaustausch?! Die technischen Voraussetzungen sind in unserer digitalen Welt heute kein Problem. Nach entsprechender Planung fand dieses ZOOM-Meeting am Freitag, den 23. Oktober 2020 am Klinikum Hanau und Enze Major General Hospital Taizhou statt. Teilnehmer waren von chinesischer Seite u.a. Wu Lihui, stellv. Bürgermeisterin der Stadt Taizhou, Dr. Zhu Jiansheng, Vizepräsident des Ärztezentrums Taizhou Enze sowie weitere Vertreter aus Politik und Medizin. Auf Seiten des Klinikum Hanau nahmen neben PD Dr. Eickhoff seine Chefarztkollegen PD Dr. med. Christof Weinbrenner, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin, und PD Dr. med. Marco Gruß, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie der Geschäftsführer Volkmar Bölke teil, die seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland maßgeblich für Organisationsprozesse und Patientenversorgung am Klinikum Hanau verantwortlich sind und im engen Kontakt mit anderen Kliniken der Region stehen.

Die Begrüßung übernahmen Oberbürgermeister Claus Kaminsky, Jürgen Scheuermann, Vorsitzender des chinesischen Freundschafts-Vereins, und Volkmar Bölke, Geschäftsführer des Klinikums bevor sich in zweiter Runde die Ärzte für den medizinischen Austausch trafen. Im Rahmen kurzer Impuls-Vorträge wurde auf die Entwicklung der Pandemie, Infektionszahlen, Behandlungsoptionen und jeweilige Strategien zur Bekämpfung der Erkrankung eingegangen. Während die Akutbehandlung von COVID-19 Patienten außer einer zusätzlicher Anwendung von TCM in Taizhou vergleichsweise identisch war, überraschte die relational geringe Inzidenz und Häufung von stationär behandlungsbedürftigen Patienten in Taizhou. Es wurden dort insgesamt 146 Patienten stationär behandelt, alle konnten geheilt nach Hause entlassen werden – zum Vergleich: Die Region Taizhou hat rund 7 Mio. Einwohner, das Krankenhaus führt 3.300 Betten. Das Klinikum Hanau führt 787 Betten und ist aktuell in derselben Dimension stationär behandelter Covid-Patienten angekommen. Zurückzuführen ist dies auf die vergleichsweise intensiven und nachhaltigen Quarantäneregeln in Taizhou. Es gibt es dort seit Ende März keinen erneuten Corona-Ausbruch und keine zweite Welle an Neuinfektionen wie wir sie gerade in Hanau und Deutschland sehen. Darüber hinaus werden im Gegensatz zu Hanau und Deutschland nachgewiesene COVID-Patienten in einem speziellen Corona-Krankenhaus isoliert und kohortiert, was zum einen die Übertragungswege und das "spreading" minimiert und zum anderen auch die Behandlungsexpertise des zuständigen medizinischen Teams deutlich verbessert. Insgesamt war es ein spannender Austausch mit erstaunlich positiven Zahlen und Ergebnissen, die vielleicht nicht 1:1 auf Hanau übertragbar sind, aber trotzdem zu einem Wissenszuwachs auf beiden Seiten geführt haben. Ein kurzfristiges Follow-up Meeting ist daher bereits in Planung.

Ein Beitrag aus dem chinesischen Fernsehen:

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