Ein Hoch-Genuss für die Sinne

Das chinesische Neujahrsfest ist der größte Feiertag im Land der Mitte und löst immer wieder eine wahre Völkerwanderung aus – weil alle ihre Familie besuchen. In diesem Jahr begrüßen die Chinesen nun Mitte Februar das Jahr des Hundes. Das bedeutet für das chinesische Jahreshoroskop 2018 eine deutliche Beruhigung im Vergleich zum letzten Jahr als der Feuer-Hahn regierte.

Im Congress Park Hanau ging es aber nun alles andere als „ruhig“ zu. Die chinesische Community Rhein-Main, der Verein „Freundschaft mit Taizhou/China“ und die Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS) hatten zu einem Feuerwerk chinesischer und deutscher Bühnenkunst in den Hanauer Musentempel geladen. Jürgen Scheuermann, seines Zeichens KRS-Schulleiter und Vorsitzender des Vereins „Freundschaft mit Taizhou“, konnte so zum „chinesischen Neujahrsfest“ zahlreiche Gäste begrüßen – darunter Konsul Tang Liwen und weitere Vertreter des chinesischen Generalkonsulats -, die sich „in Hanau wie zu Hause fühlen sollen“. Scheuermann selbst ist es hauptsächlich zu verdanken, dass nunmehr zwischen Hanau und der Millionenmetropole Taizhou eine enge kulturelle wie wirtschaftliche Partnerschaft besteht, die sowohl mit gegenseitigen Besuchen als auch mit Veranstaltungen wie diese stets neu belebt wird. Zudem unterhält die KRS auf Scheuermanns Bestreben eine Partnerschaft mit der High School Sanmen, einer „Kleinstadt“ in unmittelbarer Nähe zu Taizhou.

Über die Bühne im CPH fegen Drachen, die sich mit atemberaubender Akrobatik in schwindelerregende Lüfte erheben. Beschirmte junge Damen gleiten in asiatischer Anmut über die Bühne. Immer wieder sind es vor allem die phantasievoll ausstaffierten Kostüme, die das Auge begeistern können. „Die Macht des Trommelns“ steht als Motto über den Darbietungen aus Fernost, was sich etwa in der Shaolin Kung fu-Kostprobe der Gruppe „Shaolins Heldenwind“ offenbart. In wilder Energie wirbeln die „Kämpfer“ umher, man kann den blitzschnellen Bewegungsabläufen kaum folgen. Aber auch die ruhige, ja fast schon sanft-anmutige Bewegungskunst kommt zu ihrem Recht, wenn in einer Modenschau schillernd leuchtende Kleider während eines imaginären Gartenspaziergangs präsentiert werden. China zum Anfassen, hautnah: Das unterstützt auch die Musik, die sich gelegentlich durchaus an westliche Muster anlehnt, sonst aber eher einen „exotischen“ Höreindruck hinterlässt. Dazu passt dann der Auftritt des Kinder-Chores der KRS, der – auch sehr zur Freude der chinesischen Gäste - das Lied „Abschied“ in chinesischer Sprache zum Besten gab. Zweifelsohne einer der Höhepunkte des Konzertes.

Weiterer Höhepunkt: Das chinesische Frühlingsfest in Hanau fand in China selbst eine hohe mediale Aufmerksamkeit, wurde der Auftritt von Xinhua, der größten chinesischen Nachrichtenagentur, auch nach Taizhou „live“ übertragen. Zudem wurde eine landesweite Pressemitteilung über Hanau und die KRS verbreitet – sehr ungewöhnlich für ein Land in der Größe Chinas, was aber zugleich den hohen Stellenwert zeigt, den diese Veranstaltung wohl im Land der aufgehenden Sonne genießt.

In der zweiten Hälfte des Frühlingsfestes wird’s dann wieder heimelig: Das KRS-Sinfonieorchester (Petra Weiß) überzeugt mit Purcells „Rondeau“ sowie dem Marsch der Priester aus Mozarts Zauberflöte. Frank Hagelstange und der Chor der KRS geben eine kleine Kostprobe des demnächst komplett zur Aufführung kommenden „Palladio“ von Karl Jenkins. Höhepunkte aus Gershwins Oper „Porgy and Bess“ werden vom KRS-Blasorchester (Jens Weismantel) glanzvoll intoniert. Völkerverständigung im besten Sinne zum Schluss: Der Huada-Chor und die KRS-Musiker singen und spielen zusammen Beethovens Schlusschor aus der 9. Symphonie „Freude schöner Götterfunken“ - in der chinesischen Fassung. Hier sprühten nach rund drei Stunden Programm noch mal reichlich die akustischen wie optischen Funken – wahrlich ein Fest für alle Sinne und somit ein wichtiger „diplomatischer“ Beitrag zur Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China.

 

Neujahresfest